Vom Sachsentrail im Erzgebirge zum Stilfser Joch Marathon in Südtirol

Ende Juni war es wiedermal soweit. Der Sachsen Trail konnte stattfinden. Endlich mal ein Wettkampf. In den Monaten ohne, wurde das Training langsam fade. Irgendwie stellten sich keine Fortschritte mehr ein.


Nun ging es wieder los. Voller Spannung habe ich am Halftrail teilgenommen. Wir sind größtenteils auf den Fahrradtrailstrecken des Sportzentrums am Rabenberg gelaufen. War voll cool. Auf und ab, über Stock und Stein, durch enge Schluchten, durch Pfützen, breite und schmale Wege.
Da flogen die Kilometer nur so dahin. Man musste schon sehr aufmerksam sein, da es die Tage zuvor doch oft geregnet hatte.

Für mich war es der erste Trail und 35 Kilometer bei knapp 1000HM wollten erstmal bewältigt sein.

Aber es lief ganz gut. Anfangs etwas zurückgehalten, denn man wusste ja nicht, was einen erwartet.

Zwischendurch bisschen mehr aufs Gas gedrückt. Kurz vor dem Ziel kam dann noch ein Hammeranstieg. Da waren dann die Muskeln schon müde. Als man den Stadionsprecher hören konnte, wurden dann die letzten Kräfte zum Zielspurt mobilisiert.

Glücklich und zufrieden kam ich nach 3:12h als 28.  ins Ziel.
In meiner Altersklasse bedeutete das den 1. Platz.
Glückwunsch an unseren Jörg !

Ein großes Lob an die Veranstalter, alles war wunderbar organisiert. Streckenauswahl und Streckenabsicherung, Verpflegung und das ganze Drumherum.

Alles in allem ein wunderbares Lauferlebnis. Sehr empfehlenswert.

Und mit diesem positiven Ausgang des Sachsentrails konnte ich mich meinem nächsten Saisonhöhepunkt annähern. Im Juli stand unser Urlaub in Südtirol auf dem Programm. Also den Laufkalender Italiens durchgestöbert. Und was entdeckten meine begeisterten Läuferaugen???

Stiflserjoch Stelvio Marathon 2021

Der Stilfser Joch Marathon fiel auf den letzten Tag unseres Urlaubs. 

Mein Herz schlug voller Vorfreude, nach der erfolgreichen Anmeldung. Durch den längeren Winter war er in den Juli verschoben und durch Corona auch nur 21,5 km lang.

Mir war zwar etwas bange, da ich nicht in so einer Höhe trainieren konnte. In der ersten Ferienwoche habe ich dann, neben unseren Wander- und Radtouren auch noch paar Berglaufeinheiten absolviert. Hochzu ging es auch sehr gut, aber ich musste ja auch wieder bergab laufen. Das ging dann erst richtig in die Beine. Ich dachte, meine Oberschenkel haben sich verdoppelt.

Am Montag, vor dem Lauf bin ich dann mit dem Rad von Prad aus hochgeradelt, zum Stilfser Joch. Wollte einfach mal die Höhe und die Belastung testen. Ich bin relativ entspannt gefahren und ebenso oben angekommen, auf 2758m. So war ich etwas beruhigter.

Noch paar Tage der Erholung mit Schwimmen, Radfahren und Wandern.

Da wir doch etwas weiter weg waren, sind wir am Freitag nach Sulden angereist. Nach einem lockeren Läufchen und einem Abendspaziergang, bei dem uns Reinhold Messner über den Weg lief, ging es zur Nachtruhe. In der Nacht, auf 1850m , habe ich nicht gut geschlafen.

Am Morgen ging es dann nach Prad zum Start. Die Bergläuferszene gab sich ein Stelldichein und ich, als Flachlandtiroler, mittendrin.

Mit Alphornklängen und Schweizer Kuhglocken wurden wir dann auf die Reise geschickt.

Nach kurzer flacher Strecke, ging es dann gleich straff bergauf. Wir hatten ja für die 2100 Höhenmeter nur 21,5 km Zeit. Nach 3 anstrengenden Kilometern, kam dann erstmal wieder eine bergab-Passage, Verpflegungsstelle und Stimmung im Dorf Stilfs. Ab da verlief die Strecke dann nur noch bergauf. Die Anstiege waren so steil, dass man nur gehend vorankam. Nach ca. 10 km kamen dann endlich, unseren Breiten entsprechende Steigungen. Da lief es endlich mal richtig gut bei mir.

Es dauerte auch nicht mehr lange und die Baumgrenze lag hinter uns bzw. unter uns. 

An einer weiteren Verpflegung wurde ich, nach einer kurzen Unterhaltung mit den freundlichen Helfern, als Läufer aus Sachsen erkannt.

Nun ging es ins alpine Gelände. Schmale Pfade, lockere Steinplatten, loses Gestein und Geschiebe. Gerade da oben, wo die Wege so schmal und viele Wanderer auch unterwegs waren, mussten wir uns durch „Bahne frei“ Durchgang verschaffen. Hat aber auch fast problemlos geklappt.

Und wir wurden durch sie begeisternd angefeuert. Das gab dann immer wieder einen Antrieb. Auf den letzten Kilometern liefen wir auch über 3 kleine Schneefelder. Die Strecke war nicht mehr ganz so steil und so konnte ich nochmal Gas geben.

Den höchsten Punkt der Strecke erreichten wir bei knapp 2900m. Unter dem Jubel der Zuschauer an der Strecke und den scheppernden Kuhglocken im Zielbereich, ging es dem ersehnten Ziel entgegen, welches sich auf der Dreisprachenspitze, oberhalb des Stilfser Jochs, befand. Unter Ankündigung eines Läufers aus dem Erzgebirge, konnte ich nach 2:50h erschöpft, aber glücklich das Ziel erreichen. Ich war erstaunt, dass ich gar nicht so außer Atem war, trotz der ungewohnten Höhe. Gesamt war ich 35. und in meiner Altersklasse 7.

Im Ziel gab es dann eine Erinnerungsmedaille und viele Südtiroler Leckereien zum Stärken.

Das Wetter war ideal zum Laufen gewesen. Im unteren Abschnitt war es fast zu warm. Je höher wir kamen, nahm die Bewölkung zu und es war recht angenehm. Auf dem Berg war es dann wieder schön, wenn auch kühl. Der König Ortler 3905m begrüßte majestätisch die Läuferschar.

Nach dem Erholen und dem Sattsehen der Bergwelt ging es dann wieder an den Rückweg. Auf dem Stilfser Joch war voller Betrieb, Radfahrer, Motorräder, Auto an Auto und Busse. Es war kaum Platz zum Stehen.

Coronabedingt konnten keine Sammeltransporte zur Verfügung gestellt werden, sodass ich mit dem Fahrrad wieder abgefahren bin. 25 Kilometer bergab durch die Kehren, das war noch ein cooles Erlebnis des Tages. Nachdem alles wieder im Auto verstaut war, ging es in Richtung Heimat.

Ein sehr aufregender, bestückt mit voller wunderbarer Eindrücke, erlebter Tag ging dankbar zu Ende.

Gerne mal wieder. 

Sport frei, euer Jörg !

Fotos: Jörg Kretzschmar, Tino Böttger