Ein lang gehegter Wunsch geht am 4. Juli 2020 in Erfüllung. Mit frisch geschnürten Wanderschuhen, Hut und mit leckerer Verpflegung, gefülltem Wanderrucksack gehts früh morgens los von Neuoelsnitz in Richtung Sachsens höchstem Gipfel. Ja genau, es geht zum 1214 m hohen Fichtelberg auf unserem Erzgebirgskamm.
Mein / unser Ziel liegt in 48 km Entfernung, zusätzlich sind noch über 1377hm zu bewältigen. Gewandert bin ich schon viel in meinem Leben, aber noch nie war die Strecke so lang, also eine echte Herausforderung und gleichzeitig ein Kurzurlaub für die Seele.
Mit einem Lächeln auf den Lippen und flottem Tempo gehts nun über Neuwürschnitz, Mitteldorf, vorbei an Bauernhöfen, wo schon freudig der Hahn kräht, das frische Getreide den typischen Duft verströmt und der Tau langsam um unsere Schuhe streift.
Bergauf zwischen Felden und Wiesenrainen wandere ich bei angenehmen Gesprächen mit meinen Wanderfreunden auf dem Eisenweg nach Zwönitz. Die alte Bahnstrecke Zwönitz-Scheibenberg, welche 1947 zurückgebaut wurde und nun als Radweg und Wanderweg ausgebaut wurde, geleitete uns durch Zwönitz und weiter bis zur Türck Schanze. Die Türck Schanze entstammt einem Ereignis aus dem Dreißigjährigen Krieg. Am 19. August 1632 fielen 100 kroatische Söldner des kaiserlichen Heeres, aus Böhmen kommend, in Zwönitz ein.
Einige Meter weiter finden wir einen idyllischen Platz zum Rasten, es gibt viele verschiedene leckere Stärkungen für unsere knurrenden Mägen.
Das Wetter ist ein Traum in jeder Beziehung, die Sonne begleitet uns zuverlässig bis zum Ziel.
Frisch gestärkt geht es nun gefühlt doppelt so schnell über Trampelpfade und Forststraßen durch hohe Fichtenwälder bis Elterlein. Am Marktplatz in Elterlein gibt es einen Kurzstopp zum Getränke auftanken.
Dann gibt es noch als Extraüberraschung frisches Obst und Getränke bei Anja‘ s Bruder, liebevoll hergerichtet -Danke an dieser Stelle!
Elterlein liegt nun hinter uns, Schwarzbach durchwandern wir, biegen links ab über einen Feldweg und lassen den Richterberg links liegen und -zack- stehen wir mitten im Wald. Der Weg ist verschwunden, was uns nicht abhalten wird, unser Ziel weiter anzusteuern. Es geht kurzerhand über eine Wiese und durch eine Bahnunterführung Richtung Scheibenberg. Jetzt wird‘ s so richtig erzgebirgisch, da am Wegesrand eine große Menge Schwamme stiehe….
Die lassen wir natürlich nicht stehen…
Der Emeleweg bringt uns nach Oberscheibe, unweit vor uns liegt das Pumpspeicherwerk Markersbach.
Nun sind wir schon viele Stunden auf den Beinen und so langsam fühlt man die zurückgelegten Kilometer.
Aber das Ziel liegt ja nun nur noch ca. 14 km entfernt, allerdings gehts dann noch steil bergauf. Davor haben wir richtig Respekt. Deshalb gibt es noch mal eine kleine Stärkung.
Auf der Joachimstaler Straße geht es teilweise kerzengerade dem Fichtelberg zu, erst fast eben und dann heftig bergauf. Die Gespräche sind verstummt und man spürt, nun es geht um die letzten Kilometer, die jedem Wanderer so einiges abfordern. Durch den Erzgebirgswald wandern ist speziell für mich wie eine Meditation und ich verschmelze mit der Natur, ein stärkendes Gefühl der Gelassenheit – toll.
Rechts abbiegen auf den Reitsteig und mit gleichmäßigem Schritt geht es nun auf den letzten Teil der Wanderstrecke. Mountainbiker quälen sich wie wir die letzten Höhenmeter hoch und dann plötzlich liegt das Fichtelberghaus vor uns.
Eine kleine Freundenträne rinnt mir aus dem Auge und ich bin ehrlich glücklich, die weite, wunderschöne Wanderung gemeinsam mit den Anderen geschafft zu haben. Ein tolle Leistung für uns alle, die dieses Ziel erreicht haben!
Bei einem kühlen Radler und Wiener Würstchen, die besonders gut nach der Anstrengung munden, sind in allen Gesichtern die Freude über den Gipfelsieg anzusehen.
Für 2021 bin ich mir ziemlich sicher, gehts wieder mit unseren lieben Wanderfreunden auf den Fichtelberg. Danke für das Auswählen dieser phantastischen Strecke!
Tino Böttger